Preise, Institutionen, literarische Gattungen
Format: 
Podiumsdiskussion
Sprache: 
Deutsch
Online
12. Januar 2022 - 18:15 bis 19:45

Wie entsteht Kanon, wie wird Kanon gemacht? Dieser Frage gehen Anna Bers, die eine Anthologie zu Frauen | Lyrik herausgegeben hat, und Sandra Vlasta, die zu Literaturpreisen und ihren Funktionen forscht, nach. In ihrer Diskussion (Moderation: Esther Köhring) stehen der Buchmarkt und seine Mechanismen ebenso im Fokus wie akademische und schulische Praktiken und die Politik des Lesens: Welche individuellen und kollektiven, intentionalen und nicht-intentionalen Praktiken und sozialen Handlungen welcher Akteur*innen ‚machen Kanon‘?

Anna Bers spricht von ihrem Konzept, ihren Erfahrungen und den Reaktionen auf ihre bei Reclam veröffentlichte Anthologie, die im Buchhandel neben Sammlungen deutschsprachiger Lyrik steht, in denen Autorinnen unterrepräsentiert sind. Sandra Vlasta berichtet von den Debatten um Preise und Preisvergaben, Quoten und Aufmerksamkeitsökonomien und fragt nach dem Für und Wider von Literaturpreisen für im Kanon marginalisierte Gruppen.

Im Rahmen der Cornelia Goethe Colloquien diskutieren die beiden Forscherinnen, welche Praktiken, Institutionen, Interessen, Ökonomien und Gemengelagen an der Produktion von Kanones (und Gegen-Kanones) beteiligt sind – und welche Rolle wir als Akademiker*innen und Leser*innen dabei spielen.

Anna Bers

... ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Neuere Deutsche Literatur der Universität Göttingen. Ihre Schwerpunkte liegen in der historischen und systematischen Auseinandersetzung mit Gedichten: Sie wurde mit einer Arbeit zu späten Gedichten Johann Wolfgang von Goethes promoviert und forscht zu Gender und Lyrik, performten Gedichten, lyrischen Gegenwartsautor*innen und Lyrikvermittlung in Schule, Universität und Gesellschaft. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind deutsch-baltische Kulturtransfers und Loriot. 2020 erschien die von Anna Bers im Reclam Verlag herausgegebene Anthologie Frauen | Lyrik. Gedichte in deutscher Sprache, die neue, kritische und performative Zugänge zur Lyrik von, über, mit und gegen Frauen* vorschlagen möchte.

Sandra Vlasta

... ist Literaturwissenschaftlerin am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien/Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie forscht zu literarischer Mehrsprachigkeit, Literatur im Kontext von Migration, postkolonialer Literatur und Theorie sowie Reiseberichten. Mit Barbara Siller hat sie 2020 den Band Literarische (Mehr)Sprachreflexionen herausgegeben. Marie-Skłodowska-CurieProjekt zur Identitätskonstruktion in Reiseberichten im 18. und 19. Jahrhundert: https://travelwriting.uni-mainz.de.

Esther Köhring

Moderation

Konzeption: 
Martina Wernli, #breiterkanon
Koordination: 
Lucas Schucht, Marianne Schmidbaur, Mandy Gratz