Literaturwissenschaftliche Perspektiven auf die Diversity-Debatte in der Kinder- und Jugendliteratur
Format: 
Lesung
Vortrag
Gespräch
Sprache: 
Deutsch
Online
24. November 2021 - 18:15 bis 19:45

Dass Vielfalt in Kinderbüchern wichtig ist, wird mittlerweile auch auf dem deutschen Buchmarkt anerkannt. So sind Kinderbücher, in denen Schwarze Kinder und Kinder of Color vorkommen, Queerness verhandelt und über Migration erzählt wird, keine Seltenheit mehr. Gleichzeitig bleibt die Zahl der Autor*innen, die diese Vielfalt aus ihrer eigenen Perspektive beleuchten, sehr gering. Ist Diversität nur eine Frage der Repräsentation oder soll es auch um vielfältige ästhetische und narrative Formen gehen? Wie redet man über „Diversität“ im Kinderbuch ohne auf der Ebene gut gemeinter pädagogischer Botschaften zu bleiben? Und inwiefern setzt ein Votum für eine vielfältige Literatur auch eine Dekolonisierung unserer ästhetischen Kriterien voraus?

Nach einem Inputvortrag von Dr. Élodie Malanda über das Spannungsfeld zwischen Aktivismus und Ästhetik in afrofranzösischen und afrodeutschen Kinderbüchern, wird die deutsch-libanesische Autorin Andrea Karimé ihre Bücher vorstellen und aus ihrem neuesten Buch Antennenkind vorlesen. Anschließend diskutieren die beiden mit Prof‘in Ute Dettmar über ästhetische und literarische Dimensionen, die in der Diskussion um Vielfalt in Kinder- und Jugendliteratur oft in den Hintergrund geraten.

Martina Wernli

... ist Literaturwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in Frankfurt. Sie forscht unter anderem zu Kanonfragen, Gender, Schreibwerkzeugen, Psychiatrie und Literatur oder zu Romantikerinnen. Aktuellste Publikation: Feder lesen. Eine Literaturgeschichte des Gänsekiels von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert (2021).

Ute Dettmar

... ist Professorin für Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt und leitet dort das Institut für Jugendbuchforschung. Von 2007 bis 2013 war sie Juniorprofessorin an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg. Arbeitsschwerpunkte: Kinder- und Jugendliteratur und -medien vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart; Geschichte, Ästhetik und Kritik der Populärkultur; Serialität und Transmedialität.

Andrea Karimé

... ist in Kassel geboren und mit dem Klang vieler Sprachen aufgewachsen. Als Kind reiste sie regelmäßig in den Libanon. Nach dem Studium der Musik- und Kunsterziehung arbeitete sie 12 Jahre als Grundschullehrerin in Leverkusen. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin, Dichterin und Geschichtenerzählerin in Köln. Für ihr Werk wurde sie mit vielen Stipendien, Poetikvorlesungen und Literaturpreisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Kinderbuchpreis des Landes NRW. Andrea Karimé ist Mitglied des PEN.

https://andreakarime.de

Élodie Malanda

... ist promovierte Literaturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur und Dekolonialität. Sie hat an der Sorbonne Nouvelle zu den Afrikadiskursen in Kinder- und Jugendromanen in Frankreich und Deutschland promoviert und ist nun Postdoktorandin an der Universität des Saarlandes. Als Humboldt-Stipendiatin forscht sie dort zu afropäischer Kinder- und Jugendliteratur und kinderliterarischem Aktivismus in den Schwarzen Communities in Frankreich und Deutschland.

Konzeption: 
Martina Wernli, #breiterkanon
Koordination: 
Lucas Schucht, Marianne Schmidbaur, Mandy Gratz