Titelmotiv CGColloquium Wintersemester 2021/22

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Literarische Kanonprozesse im Umbruch
Sprache: 
Deutsch, Englisch
Online
27. Oktober 2021 (all day) bis 9. Februar 2022 (all day)
Wintersemester 2021/22

Im literarischen Feld wird von Kanon gesprochen, wenn es um bekannte Werke geht – solche, die überliefert wurden, die immer wieder gelesen werden und denen eine bestimmte Qualität zugesprochen wird. Einige universitäre Institute führen Leselisten, die von den Studierenden abgearbeitet werden sollen. Unter einem Kanon wird etymologisch betrachtet ein Stück Rohr verstanden, mit dem sich etwas anderes messen lässt. Kanones dienen also zur Messung, zum Vergleich – und sie können eine Orientierung bieten. Was aber zählt zu den Büchern, ‚die man gelesen haben sollte‘?

Kanonisierungsprozesse beruhen auf Selektion – wann immer Werke etwa auf eine Liste gesetzt werden, werden andere weggelassen. So sind beispielsweise Texte von Frauen, People of Color, nicht-binär identifizierenden Menschen etc. häufig unterrepräsentiert. Institutionen wie Schulen, Universitäten, aber auch Archive und Bibliotheken beteiligen sich an diesen Selektionsprozessen, sie festigen und tradieren sie. Wie dies genau geschieht, ist gar nicht so klar – die Germanistin Simone Winko hat in diesem Zusammenhang von einem invisible hand-Phänomen gesprochen, viele sind an diesen Prozessen beteiligt, nicht alle und nicht in jeder Position tun dies auch bewusst. Auch Kanones entstehen innerhalb von gesellschaftlichen Machtkonstellationen. Wen und auf welche Weise schließen Kanones aus? Welche Rolle spielen gender, class und race? Inwiefern kann es einer um Offenheit bemühten Gesellschaft und ihren Institutionen gelingen, überholte Ausschlussverfahren zu überdenken und integrativer, diverser zu agieren?

Mit solchen Fragen setzt sich das von Martina Wernli initiierte Projekt #breiterkanon auseinander. Die internationale, interdisziplinäre Gruppe besteht aus rund 25 Forscher*innen sowie Autor*innen und Journalist*innen und hat zum Ziel, die eigene Arbeit in Forschung und Lehre, aber auch die Situation auf dem Buchmarkt und im Feuilleton zu reflektieren. Einige von ihnen werden im Rahmen der Colloquien zu sehen und hören sein – es handelt sich dabei dieses Semester um Veranstaltungen, die weniger wissenschaftliche Vorträge im klassischen Format, sondern vielmehr Podien, Lesungen und Gesprächsrunden bieten. Damit sollen die Vielfalt der beteiligten Faktoren aufgezeigt sowie die möglichen Umbrüche in den Wirkungsfeldern reflektiert werden – sie umfassen zum Beispiel Buchhandel, Verlagsprogramme, universitäre Lehre, literaturwissenschaftliche Forschung oder die Kinder- und Jugendliteratur.

Veranstalter*in: 
Konzeption: 
Martina Wernli, #breiterkanon
Koordination: 
Lucas Schucht, Marianne Schmidbauer, Mandy Gratz

Die Colloquien werden im Wintersemester 2021/22 digital stattfinden. Die Veranstaltungen werden live über Zoom gestreamt. Um an der Veranstaltung teilzunehmen, ist eine Anmeldung erforderlich. Die Aufzeichnungen der Gespräche können in der darauf folgenden Woche auf unserem YouTube-Kanal abgerufen werden.

Aktuelle Hinweise zu den Colloquien und COVID-19

Aufgrund der derzeit unabsehbaren Entwicklungen von COVID-19 behält sich das Cornelia Goethe Centrum vor, Veranstaltungen kurzfristig zu verschieben. Bitte informieren Sie sich vor Veranstaltungsbeginn über Zeitpunkt, Ort und Format der Colloquien.

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PDF Icon CGColloquium WiSe 21/22 Booklet1.26 MB