Prozesse der Transformation des Selbst- und Weltverhältnisses von Personen aufgrund neuartiger Problemlagen oder krisenhaft er Ereignisse sind wesentliche Referenzpunkte zahlreicher bildungstheoretischer Überlegungen. Auffällig ist, wie selten in solchen Ansätzen die Dimension leiblicher Erfahrung sowie die Normativität dessen, was als ‹Fremdheitserfahrung›, als auslösendes Ereignis von Transformation, angesehen wird, explizit beachtet werden. So wird im Vortrag zunächst der Ertrag leibphänomenologischer Perspektiven in der Reflexion über Transformationsprozesse ausgelotet, um vor diesem Hintergrund nach der Verletzbarkeit von Personen im Prozess der Transformation zu fragen. Auf die universelle Verwundbarkeit leiblichen Seins machen leibphänomenologische und vulnerabilitätstheoretische Arbeiten aufmerksam: Der von Anderem*n abhängige und denen so ausgesetzte Leib sei in sozialontologischem Sinne vulnerabel. Um jedoch über ungleich verteilte, kontextspezifische Gefährdungen Aussagen treffen zu können, gilt es, die relationale Dimension von Verletzbarkeit zu berücksichtigen. Demnach wird im Vortrag den sozialen, gesellschaftlichen, politischen und normativen Bedingungen der Verletzbarkeit im Prozess der Transformation nachgegangen – und dabei gefragt, inwiefern Normierungen selbst Verletzungen konstituieren. Inwiefern ließe sich dabei von einer spezifischen Verletzbarkeit von LGBT*I-Personen sprechen?
... ist Professorin für Erziehungswissenschaft en an der Université de Fribourg. Nach ihrem Studium der Erziehungswissenschaft, Deutschen Philologie und Philosophie in Mannheim und Frankfurt am Main war sie DFG-Promotionsstipendiatin an der Universität Bielefeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Zürich und vertrat die Professur für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen Erziehungs- und Bildungsphilosophie, sozialwissenschaftliche Emotionsforschung sowie Theorien zu Körperlichkeit/Leiblichkeit und Vulnerabilität.