Warum gibt es Frauen- und Männerschlafsäcke? Wird es mit Einführung der dritten Personenstandskategorie ‚divers‘ zukünftig neben Damen- und Herrenrädern auch diverse Fahrräder geben? In dem Vortrag gehe ich der Frage nach, warum Gender als Kategorie so allgegenwärtig und unumstößlich erscheint – und wie diskriminierungskritische Umgänge mit Gender auf eine Re_Produktion der Kategorie Geschlecht verzichten könnten, egal, wie diversifiziert sie aufgefächert wird. Wie können diskriminierungskritische Politiken aussehen, ohne immer auch wieder die Kategorien, die Teil der Diskriminierung sind, zu re_produzieren? Ich stelle den Ansatz Exit Gender vor, der darauf abzielt Gender als eigene, sozial relevante Wahrnehmung aufzugeben und statt dessen da, wo es Sinn macht, über strukturelle Diskriminierung – in diesem Falle Genderismus – zu sprechen. Der Vortrag zeigt an Beispielen, was dies für diskriminierungskritisches Handeln bedeuten kann. In dem hier entworfenen konstruktivistischen Ansatz werden Personen nicht diskriminiert, weil sie trans*, non-binär, genderqueer sind, sondern weil die Gesellschaft genderistisch ist: cisgenderistisch, zweigenderistisch, heterogenderistisch... Teil dieses Genderismus ist das Beharren auf sozialen Identitäten, die als unumgehbar aufgefasst werden. Veranschaulicht werden soll, wie eine Veränderung von Politiken und Wahrnehmungen zu einem Abbau von struktureller Gewalt führen kann.
... arbeitet zu Sprache und Gewalt sowie zu Lieben als politisches Handeln. Lann hält Vorträge und gibt Workshops, schreibt Bücher und Essays. Eine der letzten Veröffentlichungen ist ‚Exit Gender‘, zusammen mit Lio Oppenländer, bei w_orten & meer.