Das Zweigeschlechtermodell ist schon lange umkämpft er Schauplatz von Transformationen sowie Versuchen der Fixierung binärer Identitätskonzepte. In diesem Vortrag geht es um die Frage, was Normen mit Geschlecht, Gewalt, Staatlichkeit und Biopolitik zu tun haben. Es wird argumentiert, dass das Spannungsfeld zwischen der Aufrechterhaltung des binären Geschlechtersystems sowie gegenwärtigen Transformationen als Verbindung der Foucaultschen Disziplinarmacht und Biomacht verstanden werden kann. Dabei wird ein erweitertes Gewaltverständnis im Kontext von Lebens- und Todespraktiken begründet: als normative und intersektionale Gewalt, die v.a. über Recht und Medizin institutionell verankert ist und ungleiche Lebenschancen für Trans* und nicht-binäre Menschen hervorbringt. Innerhalb bestehender Sicherheitsdispositive und Grenzregime sind mehrfachdiskriminierte Trans* und nicht-binäre Menschen besonders stark gegenüber lebensbedrohlicher Gewalt und vorzeitigem Tod exponiert. Die Gefährdung durch rassifizierte und ökonomische Gewalt zeigt sich insbesondere darin, dass die herausragende Mehrheit der registrierten Morde an Trans* und nicht-binären Menschen weltweit an (migrantischen) Trans*Sexarbeiter*innen und Trans*Menschen of Color verübt wird. Auch Racial Profiling, der verwehrte Zugang zu gewünschter Gesundheitsversorgung oder die Abdrängung auf den irregulären Gesundheits- und Arbeitsmarkt werden als langsame Todespraktiken beleuchtet.
... ist Politikwissenschaftler (MA), promovierter Genderforscher und lehrt aktuell zu Gender, Diversität und Migration an der Universität Kiel. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in Gender, Queer und Trans Studies, Gewaltforschung, Intersektionalität und Biopolitik. Seine Dissertationspublikation ’Gender und Biopolitik. Normative und intersektionale Gewalt gegen Trans*Menschen’ ist vor kurzem beim transcript Verlag erschienen.