Titelmotiv CGColloquium Wintersemester 2019/2020

© Jesse Mockrin - „A cymbal crashed, and roaring horns“ 2017, Öl auf Leinwand. - www.mockrin.com

Sprache: 
Deutsch, Englisch
Präsenzveranstaltung
23. Oktober 2019 (all day) bis 5. Februar 2020 (all day)
Wintersemester 2019/2020

Raum 1.G191

Die Kämpfe von Trans*Personen werden seit einigen Jahren verstärkt sichtbar. Mit der zunehmenden rechtlichen Anerkennung („Dritte Option“) stellt sich in Bezug auf die Aufrechterhaltung zweigeschlechtlicher Ordnungen die Frage nach Spielregeln, Begründungen, Widerständen und Sanktionen. Gleichzeitig werden die vielfältigen Lebensweisen, –realitäten und -erfahrungen von Trans*Personen vor allem im Kontext der Trans* und Queer Studies verstärkt untersucht und diskutiert. Im Rahmen akademischer und aktivistischer Kontexte wird dabei ein Perspekti venwechsel initiiert: Zuvor marginalisierte Perspektiven, Erfahrungen und Wissensprodukti onen von Personen, die sich als nicht-binär, trans*, inter*, gendervariant oder gender-nonkonform verstehen, werden ins Zentrum gerückt. Aus einer neuen Position wird so ein Licht auf vielfältige Trans*Lebensweisen geworfen.

Die sich seit zwei Jahrzehnten auch in Deutschland formierenden Transgender Studies nehmen diese Fragen in den Blick und verstehen sich explizit als (wissenschafts)kritisches Projekt. In Abgrenzung von Ansätzen, die Trans*Geschlechtlichkeit als Phänomen beleuchten, an dem sich das Normale und Allgemeine konkretisieren lässt, setzen die Transgender Studies Trans*Perspekti ven zentral. Ausgehend von der Infragestellung der Norm naturalisierter Zweigeschlechtlichkeit und den Privilegien, die mit der Identifikation mit einem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht verbunden sind (Cisgenderismus), sind Analysen medizinischer und rechtlicher Regulierungen, unterschiedlich gelagerter Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen sowie eigensinniger Existenzweisen, kultureller und künstlerischer Artikulationen und Potenziale kollektiver Praktiken von Trans*Personen wichtige, inter/transdisziplinäre Forschungsfelder. So können nicht nur verändernde, objekti vierende und pathologisierende Modi akademischer Wissenschaftsproduktion in Frage gestellt, sondern auch neues Wissen hervorgebracht werden. Als interdisziplinärer Ansatz weisen die Transgender Studies dabei vielfältige Schnitt stellen mit anderen Forschungsperspektiven und Disziplinen auf.

Im aktuellen Colloquium werden insbesondere Fragen der Bildung und Pädagogik adressiert. Eröff net wird die Vortragsreihe mit einer bildungstheoreti schen Perspektive auf „Trans*Formationen“. Zum Abschluss findet eine Podiumsdiskussion zu Trans*Pädagogiken und queerer Bildungsarbeit statt.

Dazwischen werden zentrale Positionen und aktuelle Fragestellungen der Transgender Studies vorgestellt und diskutiert: In welchem Verhältnis stehen Verletzungen und kollektive Prakti ken? Welche besonderen Bedingungen kennzeichnen die Lebensrealitäten von Trans* of Color und geflüchteten und migrierten Trans*Personen? Welche Bedeutung haben prachliche Bezeichnungen und Anrufungen im Zusammenhang mit gender-nonkonformen Lebensrealitäten und Positionalitäten? Welche Methoden und Methodologien sind für die Erforschung der Lebensrealitäten von Inter* und Trans*Personen angemessen? Was bedeutet es, Trans* zu imaginieren und wie ist es möglich, sich zu entscheiden, fluide, variabel, Trans* zu leben? Wie verhalten sich Trans* und Queer Studies zueinander. Und schließlich: Wie können Bildung und Anerkennung in diesen Zusammenhängen gestaltet werden?

Veranstalter*in: 
Konzeption: 
Bettina Kleiner, Marianne Schmidbaur, Franziska Vaessen, Tina Breidenich
Koordination: 
Lucas Schucht
AnhangGröße
PDF Icon CGColloquium WiSe 2019/20 Booklet2.09 MB