Das dominante Verständnis von Wissen und Bildung ist, dass diese etwas Gutes und Erstrebenswertes darstellen. Post- und dekoloniale Perspektiven zeigen, dass Bildung nicht per se gut ist. Sie ist Produkt von machtvollen Produktionsprozessen, die in einer Kontinuität von Kolonialität stehen. Im Vortrag analysiere ich beispielhaft eine Schulbuchseite aus der Sekundarstufe 2, auf der Kolonialismus thematisiert wird und dabei die Dreieinigkeit (bell hooks) von weißer Vorherrschaft, Kapitalismus und Patriarchat gefestigt wird. Diese Ordnungssysteme, aus denen Rassismus, Sexismus, Klassismus und ihr vielfältiges Zusammenspiel resultieren, in ihren subtilen Spielarten dekodieren zu lernen, kann helfen, die Tradierung kolonialer Wissensbestände zu unterbrechen.
Dr. Yalız Akbaba ist Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Marburg. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte umfassen Diskriminierungskritische Schul-, Unterrichtsforschung und Forschungsmethodologie, sowie Pädagogische Professionalisierung in der Migrationsgesellschaft. Sie ist Herausgeberin (zusammen mit Alisha M.B. Heinemann) vom Band Erziehungswissenschaften dekolonisieren. Theoretische Debatten und praxisorientierte Impulse (erschienen 2023 im Beltz Verlag).
Die Cornelia Goethe Colloquien sind ein offenes Diskussionsforum für interdisziplinäre Geschlechterforschung. Interessierte* sind herzlich eingeladen!