Eine konkrete Utopie entsteht aus einem spezifischen Moment heraus und untersucht Bedingungen, unter denen die Zukunft anders, gerechter werden kann. Die Krise durch Erderwärmung, die Krise der Care-Arbeit und die Profitorientierung im Wohnen, verschärft durch marktliberale Politik der Finanzialisierung – all das bildet zusammen einen Moment sich ändernder Bedingungen, Öffnungen wie Verschließungen von Chancen.
Eine real mögliche Gesellschaftsveränderung ist aber immer auch bezogen auf historische Bedingungen. Dabei fällt auch Augenmerk auf kämpferische Bewegungen der Vergangenheit. Was sind bis heute nachwirkende oder auch wieder ans Licht zu bringende wohnpolitische Aspekte des Neuen Frankfurt? Und was ist das Erbe der Wohn- und Stadtkonzepte des Roten Wien? Der damaligen sozialdemokratischen, zugleich revolutionär antretenden Politik in diesen Städten nähere ich mich (im Sinn von Jacques Derrida) kritisch erbend, filternd, das eine eher als das andere aktualisierend. Um damit heutige Gender-, Macht- und Eigentumsverhältnisse zu reflektieren.
Prof. Dr. Gabu Heindl ist Professorin und Leiterin des Fachgebiets für Bauwirtschaft und Projektentwicklung | ARCHITEKTUR STADT ÖKONOMIE an der Universität Kassel. Aktuelles Forschungsprojekt: "A Room of Her* Own. Gender Wealth Gap und (Wohn)Eigentum" (mit Nina Manz). Gabu Heindl war als Professorin für Städtebau an der TH Nürnberg tätig, an der AA London und als Gastprofessorin an der Sheffield University mit Forschungsschwerpunkt Urban Commons. Sie ist Mitherausgeberin u.a. von Building Critique. Architecture and its Discontents, Leipzig 2019 und Autorin des mehrfach aufgelegten Buchs Stadtkonflikte. Radikale Demokratie in Architektur und Stadtplanung, Wien 2020 (2022). Ihr Wiener Büro GABU Heindl Architektur fokussiert auf öffentlichen Raum, öffentliche Bauten, bezahlbares Wohnen sowie auf Kollaborationen in den Bereichen Geschichtspolitik, Ausstellungsarchitektur und eigenständige kritisch-künstlerische Praxis. Aktuelles Buch, mit Drehli Robnik: Nonsolution: Zur Politik der aktiven Nichtlösung im Planen und Bauen (2024).