Im Rahmen der Dissertationsarbeit /Queer|ing Kindheit. Theoretische, methodologische und empirische Annäherungen als Bewegungen in der Aushandlung des Möglichen/ ruft Raphael Bak Heteronormativität als ein „zentrales Machtverhältnis“ (Hartmann & Klesse 2007: 9) im Kontext früher Kindheit auf. Dieses Verhältnis re-produziert ein vermeintlich natürliches und unausgesprochenes „Gefühl der Richtigkeit“ (Berlant & Warner 2005: 87), das sich als selbstverständliche Ordnung des Sozialen manifestiert – als das, was Jackson (2006) den „normal way of life“ nennt. Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit, wie Queerness und frühe Kindheit in ihrer Intersektion Bedeutung erlangen – ausgehend von einem interviewbasierten Zugang zu den Perspektiven queer positionierter Erzieher*innen. Methodisch folgt sie einem explorativen, zirkulären und interdisziplinären Zugang, um subjektive Konzepte von Queerness und Gender im Kontext früher Kindheit zu rekonstruieren.
In Anlehnung an Muñoz, Ahmed, Halberstam und Butler wird analysiert, wie Lebenswirklichkeiten in der frühen Kindheit hergestellt und begrenzt werden, welche Aushandlungen das Mögliche strukturieren und wie Orientierung(en) im Sinne Ahmeds (2006) überhaupt möglich werden – insbesondere, wie Heterosexualität als ‚Pflichtorientierung‘ hervorgebracht und bereits in der frühen Kindheit zur normativen Grundlage eines vermeintlich ‚richtigen‘ Lebens wird. Die Studie zeigt, dass Queerness in der frühen Kindheit zwar relevant gemacht, jedoch nicht als legitime Subjektposition anerkannt wird, sondern in Spekulationen und Andeutungen verschoben bleibt. Queere Potenzialität tritt dabei an den Bruchstellen hegemonialer Vorstellungen von Kindheit und Entwicklung zutage. Besonders deutlich wird, dass Queerness nicht nur über Identitätskategorien, sondern wesentlich über alters- und zeitbezogene Normalerwartungen (Chrononormativität) reguliert wird:
Queerness im Kontext früher Kindheit wird als Noch-Nicht-Identität konstruiert, während cis-geschlechtliche und heterosexuelle Lebensweisen von Anfang an als unmarkierte Normalität präsent sind – eine Differenz, die Queerness systematisch aus dem kindlichen Jetzt herausdeutet und in eine stets zukünftige Möglichkeit verschiebt.
