Nation, Erinnerung und Körper. Zhou Fohai (1897-1948) in Texten
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Zhou Fohai 周佛海 (1897-1948) war ein Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), politischer Theoretiker der Nationalen Volkspartei Chinas (KMT) und Kollaborateur des japanischen Besetzerregimes (1940-1945). In der Erzählung der chinesischen Widerstandsgeschichte gründen nach den Beschreibungen der Historiker die Motivationen der Kollaborateure nur auf Spekulation im persönlichen politischen Interesse. Solche einseitigen Erklärungen könnten uns nicht dabei helfen, die Bildung des „kollaborationistischen Nationalismus“ (Timothy Brook) zu verstehen und die Kollaborateure auch als Nationalisten zu betrachten. Meine Arbeit analysiert diesen Dualismus von Widerstand und Kollaboration in dem Narrativ des chinesischen Nationalismus. Als Perspektiven meiner Arbeit habe ich die konkreten Schlagwörter „Nation“, „Erinnerung“ und „Körper“ ausgewählt. Die Forschung der chinesischen Kollaboration im Zweiten Weltkrieg könnte eine erhebliche Bedeutung haben. Sie könnte nicht nur eine sinnvolle vergleichende Version des französischen Vichy-Regimes darstellen, sondern auch dabei helfen, den chinesischen Nationalismus des 20. Jahrhunderts im internationalen Kontext besser zu verstehen. Die Verbindung zwischen der Nation und der Mutter ist eine symbolische Interpretation der Legitimität des nationalistischen Regimes. Die chinesische Nation durch die Mutter, nicht durch den Vater, zu symbolisieren, kann ein Widerstandsregime legitimieren, indem das die Mutter schützt.Die Macht des Nationalismus bedrückt laut Michel Foucault nicht nur den Körper, sondern formt ihn auch. Der Nationalismus stellt sich die Nation als eine Familie vor. So wird es für ihn möglich, seine Macht bei seinen „Töchtern und Söhnen“ (Volk) zu legitimieren und sie zu ermutigen, sich der eigenen Nation gegenüber ebenso loyal wie gegenüber der Familie zu verhalten. Wegen des Legalitätsparadigmas der chinesischen patriarchalischen Tradition verkleidet sich das chinesische nationalistische Regime häufig als Elternschaft. Die repressive Kraft des Nationalismus spiegelt sich in dem Willen der Bestrafung des Körpers wider, also etwa in der Behauptung einer Fähigkeit des Körpers seine nationale Verantwortung zu verlieren.