Feministische Ansätze in Theologien und Religionswissenschaften
Sprache: 
Deutsch und Englisch
Präsenzveranstaltung
19. Oktober 2012 (all day) bis 6. Februar 2013 (all day)
Wintersemester 2012/2013

Raum 238 (2.OG)

Davon abweichend findet die Veranstaltung am 19.10.2012 im Renate von Metzler-Saal (R. 1.801), Casino-Gebäude am Campus Westend, statt.

Religiöse Rechtfertigungsnarrative spielen eine gewichtige Rolle bei der Legitimation patriarchalischer Geschlechterverhältnisse und begründen den Ausschluss von Frauen aus religiösen oder politischen Ämtern, ihre rechtliche Benachteiligung und eine Vielzahl von Diskriminierungen, die ihre gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verhindern. Viele Feministinnen wendeten sich aus diesem Grund von der Religion ab und hofften auf einen zunehmenden Bedeutungsverlust religiöser Erzählungen im Zuge einer säkularen Moderne.

Neue Revitalisierungsbewegungen in den Weltreligionen haben diese Wunschvorstellungen seit dem Ende des 20. Jahrhunderts allerdings ad absurdum geführt. Von Washington bis Kairo, und von Warschau bis Jakarta sind religiöse Akteure politische Schwergewichte, werden religiöse Bekenntnisse bei Wahlen honoriert.

Auch Frauenrechtsaktivistinnen wollen vielfach nicht auf ihren Glauben verzichten, um ihre Ideen von Geschlechtergerechtigkeit durchzusetzen. Stattdessen begannen sie seit den 1980er-Jahren damit, sich Religionen kreativ anzueignen, eigene Entwürfe religiöser Sinngebungen und sakraler Praxen zu entwickeln, die oft genug im Widerspruch zu gängigen Lehrmeinungen oder Traditionen standen und auch heute noch stehen. Parallel dazu fanden feministische Interventionen in den Theologien und Religionswissenschaften statt. Wissenschaftlerinnen begannen damit, patriarchalische Deutungen religiöser Texte zu kritisieren und legten eigene Interpretationen vor. Sie stellen Prophetinnen, Göttinnen und andere weibliche Orientierungsfiguren in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen, forschen zur weiblichen Seite Gottes und entwickeln eine weibliche Spiritualität. Vor allem in den abrahamitischen Religionen entwickelten sich feministische Theologien, die patriarchalische Doktrinen herausfordern und Reformen anmahnen.

Im Rahmen der Cornelia Goethe Colloquien im Wintersemester 2012/2013 sollen diese feministischen Ansätze vorgestellt und ihr Potenzial zur Veränderung religiöser oder postsäkularer Ordnungen diskutiert werden.

Veranstalter*in: 
Konzeption: 
Susanne Schröter
Koordination: 
Marianne Schmidbaur, Frauke Eckl, Stefan Fey, Daniela Müller