Im Rahmen meines Promotionsprojekts erforsche ich diskurstheoretisch den Zusammenhang von Scham, Sexualität und Gewalt aus einer geschlechter- und machtkritischen Perspektive. Hierfür verbinde ich diskurstheoretische, affektsoziologische und feministisch-materialistische Ansätze. Ich frage danach, wie Diskurse über Scham Räume des Sagbaren und Möglichkeiten des Sprechens strukturieren, inwiefern also Scham regulierend und regierend wirkt, um ein System sexuell-sexualisierter Gewalt zu stabilisieren. Gleichzeitig untersuche ich, inwiefern die Bearbeitung von Scham, etwa durch die Transformation in Stolz, emanzipatorisches Potenzial birgt oder eher als Einhegung in dominante Diskurse der Affektkontrolle zu verstehen ist. Die affektsoziologische Annäherung über Schamempfindung sowie die praxeologische Analyse der Beschämungspraktiken lockern dabei die vielmals kritisierte Dichotomie von Betroffenen und Täter:innen sexuell-sexualisierter Gewalt. Stattdessen wird versucht Scham, Bearbeitung von Scham oder Beschämungspraktiken aller Beteiligten zu fokussieren, ohne dabei unterschiedliche Positionen und Erfahrungen im Gewaltgefüge zu nivellieren.Mein empirisches Material orientiert sich an den juristischen Veränderungen des deutschen Sexualstrafrechts 1997 (›Vergewaltigung in der Ehe‹) und 2016 (›Nein heißt nein‹) und setzt sich maßgeblich aus visuellem Kampagnenmaterial gegen sexualisierte Gewalt zusammen. Adele E. Clarkes (2012) Situationsanalyse von Diskursen folgend finden auch weitere Diskursdaten, wie etwa die parlamentarischen Debatten, mediale und belletristische Verarbeitungen, Eingang in den Datenkorpus.Das Promotionsprojekt ist an der Universität Kassel angesiedelt.
Umkämpfte Scham. Scham als Regierungsweise in Diskursen über sexuell-sexualisierte Gewalt
Feminismus
Gewaltforschung
Affektsoziologie