Liebe Leser*innen,
Im Jahr 2021 und 2022 hat sich im Cornelia Goethe Centrum vieles verändert: So schreiben wir diesen Jahresbericht, der einen Rückblick beinhaltet, bereits aus der Sicht des neuen Leitungsteams und kurz bevor auch das Jahr 2022 vorüber ist. Ende Oktober 2021 nahmen wir mit der Veranstaltung Transitions: Intersektionale Perspektiven Abschied von Prof. Helma Lutz, die als geschäftsführende Direktorin das Cornelia Goethe Centrum lange Jahre geprägt hat. Dr. Marianne Schmidbaur haben wir wiederum 2022 als wissenschaftliche Geschäftsführung und als kommissarische geschäftsführende Direktorin verabschiedet. Beiden möchten wir auch an dieser Stelle nochmals herzlich danken für ihren langjährigen unermüdlichen Einsatz für das Centrum!
Der Jahresbericht kann hier heruntergeladen werden: https://cgc.uni-frankfurt.de/download/jahresbericht-2021/?wpdmdl=353081.
Seit Juli 2022 leiten Bettina Kleiner, Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft, Gender Studies und Qualitative Methoden als geschäftsführende Direktorin, Sarah Speck, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung als Stellvertretung und Dr. Johanna Leinius als wissenschaftliche Geschäftsführung das Centrum gemeinschaftlich. Sie werden unterstützt durch Jan Schauland im Sekretariat sowie verschiedene studentische Mitarbeiter*innen, die seit Langem eine Säule des Centrums darstellen. Der vorliegende Bericht bildet diesen Umbruch insofern schon ab, als er das Jahr 2021 bereits aus der Perspektive des neuen Leitungsteams in den Blick nimmt.
Hybride und digitale Formate sind mittlerweile ein fester Bestandteil des Angebots des Cornelia Goethe Centrums geworden – so auch im Jahr 2021, das weiterhin durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt war. Dank des Engagements des CGC-Teams und aller Beteiligter war es uns möglich, vielfältige und abwechslungsreiche Veranstaltungen zu organisieren und so die Kernkompetenz des GCC – den Austausch zwischen Forscher*innen und Stadtgesellschaft, Angebote in der Geschlechterforschung für Studierende, Promovierende und Post-Docs sowie internationale Vernetzungsaktivitäten –weiter voranzubringen.
Die Angela Davis Gastprofessur, die um ein Jahr verschoben werden musste, konnte im Jahr 2021 digital ausgerichtet werden. Ann Phoenix, Professorin für Psychosocial Studies am University College London, hatte die Angela Davis Gastprofessur inne, Academic Host war Bettina Kleiner für den Fachbereich 04 (Erziehungswissenschaften). Mit ihren inhaltlichen Schwerpunkten Theorie und Methoden sowie Methodologie der Intersektionalität, postkoloniale Theorie und Schwarze Feminismen füllte Ann Phoenix das Format der Professur zugleich in bewährter wie auch neuer Art und Weise aus: Ihre Forschung bezieht sich nicht allein auf Erwachsene, sondern auch auf Kinder und Jugendliche in familiären und schulischen Umgebungen und insbesondere auf Auswirkungen von Rassismus, Armut und hierarchischer Geschlechterordnung in diesen Feldern. Während sich ein Großteil von Anns Forschung auf die Situation in Großbritannien konzentriert, hat sie zugleich verschiedene Projekte in Schweden, Dänemark und Finnland durchgeführt und sie war auch mehrmals in Frankfurt. Ihre Antrittsvorlesung The ties that divide us: Rethinking psychosocial positioning as local, national and global und ihr Vortrag The indispensability of Intersectionality: Living through unexpected transformational conjunction greifen bereits viele der aktuellen kontroversen Debatten innerhalb der Geschlechterforschung auf und sind auf dem YouTube-Kanal des Cornelia Goethe Centrums und auf der CGC-Website abrufbar.
Auch die Cornelia Goethe Colloquien wurden im Jahr 2021 digital organisiert.
Im Sommersemester 2021 ging es um das Thema Whose gender? Whose sex? Zur Polyvalenz der Geschlechterverhältnisse im Islam. Ausgehend von der Anthropologie des Islams war das Ziel der Colloquien, mittels kritischer Infragestellungen aus sozialwissenschaftlicher und theologischer Perspektive Geschlechterdefinitionen und das Zusammenspiel von Sexualität, Religion und Gender, aber auch rassifizierte Ethnisierung und seine Verknüpfung mit religiöser Zugehörigkeit in der Migrationsgesellschaft, in den Blick zu nehmen. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion, deren Ziel es war, die Narrative des antimuslimischen Rassismus kritisch zu befragen. Konzipiert und durchgeführt wurde dieses Colloquium von Meltem Kulaçatan, Helma Lutz und Marianne Schmidbaur.
Im Wintersemester 2021/22 fanden die CGColloquien unter dem Titel Ökonomien der Diversität: Literarische Kanonprozesse im Umbruch statt. Sie widmeten sich den Ausschlüssen und den Machtverhältnissen, die sich in Kanons einschreiben. Getragen wurden die Colloquien vom Projekt #breiterkanon, das vom CGC-Mitglied Martina Wernli initiiert wurde. Als Auftakt fanden ein Podiumsgespräch und eine Lesung mit Paul Preciado statt. Die CGColloquien im WS 2021/22 waren geprägt von Podien, Lesungen und Gesprächsrunden und brachen auch so mit dem Kanon des wissenschaftlichen Vortragsformats.
Hervorheben möchten wir auch die Jubiläumstagung Staying with the Trouble – 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen. Federführend bei Antragsstellung und Organisation war Marianne Schmidbaur in Kooperation mit Frauen- und Geschlechterforschungseinrichtungen hessischer Universitäten und dem AddF und in enger Abstimmung mit dem Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen (gFFZ). Die digital ausgerichtete Tagung bot zwei Schwerpunkttage, an denen Universitäten und AddF (02.12.22) sowie HAWs (03.12.22) ausgewählte Projekte der Geschlechterforschung vorstellten. Weiterhin konnten Geschlechterforscher*innen bei einer Posterausstellung ihre Projekte präsentieren und diskutierten bei einer Podiumsdiskussion den Stand und die Perspektiven der Geschlechterforschung in Hessen. Den Wunsch nach mehr Austausch, inhaltlicher Vernetzung und Zusammenarbeit nehmen wir mit in alle weiteren Prozesse im CGC.
2021 war auch ein Jahr, in dem wir den internationalen Masterstudiengang Gender Studies (IMAGE) entscheidend vorangebracht haben: Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und der Fachbereich Erziehungswissenschaften entschieden in den Fachbereichsräten, den Studiengang einzuführen und auch inhaltlich ging es weiter: Ein Studienverlaufsplan wurde entwickelt und erste Überlegungen zu den Modulen fanden statt. Wir rechnen mit der Einführung des Studiengangs im Wintersemester 2024/25 und bereiten aktuell die Akkreditierung vor.
Wir wünschen allen einen guten Jahresausklang, verbleiben mit winterlichen Grüßen und trotz der verschiedenen Konflikt- und Krisenfelder mit einem hoffnungsvollen Blick in das nächste und viele weitere Jahre – auch der Zusammenarbeit im Cornelia Goethe Centrum.
Herzlichst,
Bettina Kleiner, geschäftsführende Direktorin
Johanna Leinius, wissenschaftliche Geschäftsführung